Evangelium vom Tag
Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem |
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus Mt 12, 46-50 Als Jesus noch mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen. Da sagte jemand zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen. Dem, der ihm das gesagt hatte, erwiderte er: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. |
Worte des Heiligen Vaters
Halten wir bei diesem Wort ein wenig inne: Familie. Denn es ist eine Realität, die sich so sehr verändert hat und verändert, und doch bleibt die Familie ein zentraler Wert. Aber wisst ihr, wann die wirkliche „Revolution“ der Familie stattgefunden hat? Wisst ihr, wer sie ausgelöst hat? Das ist leicht zu beantworten, denn die Neuerungen, die wahren Neuerungen, wurden nur von einem in diese Welt gebracht: Jesus Christus. Die wirkliche Revolution der Familie hat er vollzogen. Und auch die Familie hat er erneuert, umgestaltet. In welchem Sinne? Es wird uns in einer Episode im Evangelium erzählt, wo es eines jener Worte Jesu gibt, die uns verwirren, die uns in eine Krise stürzen. Sie wird von den drei Synoptikern Matthäus, Markus und Lukas überliefert. Jesus predigt inmitten seiner Jünger und anderer Menschen und irgendwann sagen sie zu ihm: „Hier draußen sind deine Mutter und deine Verwandten, die dich suchen“. Erinnern ihr euch, was Jesus antwortet? Er wendet seinen Blick zu denen, die um ihn herum stehen, und sagt: „Das hier sind meine Mutter und meine Geschwister!“ Und er fügt hinzu: „Denn wer den Willen meines Vaters tut, ist für mich Bruder, Schwester und Mutter“ (vgl. Mt 12, 46-50; Mk 3, 31-35; Lk 8, 19-21). Dieses Wort Jesu führt, wenn wir darüber nachdenken, zu einem neuen Verständnis der Familie.
Seht ihr? Am Anfang habe ich euch mit „Brüder und Schwestern“ angesprochen. Das ist nicht nur eine Formel, ein konventioneller Spruch. Nein. Es ist eine Realität, eine neue Realität, die durch Jesus Christus geschaffen wurde. Und wie ich euch gesagt habe, hat dieses Wort Jesu die Familie radikal erneuert, so dass das stärkste und wichtigste Band für uns Christen nicht mehr das des Blutes ist, sondern die Liebe Christi. Seine Liebe verwandelt die Familie, sie befreit sie von der Dynamik des Egoismus, die aus dem menschlichen Zustand und der Sünde herrührt, sie befreit sie und bereichert sie mit einem neuen, noch stärkeren, aber freien Band, das nicht von den Interessen und Konventionen der Verwandtschaft beherrscht wird, sondern von Dankbarkeit, von Verbundenheit, von gegenseitigem Dienst beseelt ist. (Ansprache an die Teilnehmer der Pilgerfahrt der Diözese Asti, 5. Mai 2023)