Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes Joh 15, 12–17 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, was ihr in meinem Namen erbittet. Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt.
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Die Menschen, vom Vater im geliebten Sohn von Ewigkeit her erwählt, finden in Christus den Weg, um zu ihrem Ziel als Gotteskinder zu gelangen. Sie vereinen sich mit ihm und werden sein Leib. Durch ihn steigen sie zum Vater auf als ein einziges „Ganzes“ mit allem, was im Himmel und auf Erden ist. Dieser göttliche Plan findet seine geschichtliche Verwirklichung, als Jesus die Kirche errichtet, die er zuerst ankündigt (vgl. Mt 16,18) und dann durch sein Blutopfer und den Auftrag an die Apostel gründet, seine Herde zu weiden […]. Für die Verwirklichung dieser von Gott seit Ewigkeit gewollter Gemeinschaft der Menschen in Christus ist das Gebot, das Jesus selbst als „mein Gebot“ bezeichnet (Joh 15,12), von entscheidender Bedeutung. Er nennt es „ein neues Gebot“: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34). „Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12). Das Gebot, Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst zu lieben, hat seine Wurzeln im Alten Testament. Aber Jesus faßt es zusammen, formuliert es in plastische Worte und gibt ihm eine neue Bedeutung als Zugehörigkeit zu ihm seitens seiner Anhänger. „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35) Christus selbst ist das lebendige Vorbild und das Maß dieser Liebe, von der er in seinem Gebot spricht: „Wie ich euch geliebt habe“, sagt er. (Johannes Paul II., Generalaudienz, 15. Januar 1992).
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