EVANGELIUM
Christkönigssonntag |
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas |
WORTE DER PÄPSTE |
Am Kreuz steht nur ein einziger Satz: „Das ist der König der Juden“ (Lk 23,38). Das ist also der Titel: König. Wenn wir jedoch auf Jesus schauen, wird unsere Vorstellung von einem König auf den Kopf gestellt. Versuchen wir, uns einen König bildlich vorzustellen: Wir denken dann wohl an einen starken Mann, der auf einem Thron sitzt, mit kostbaren Insignien, einem Zepter in der Hand und glitzernden Ringen an den Fingern, während er feierliche Worte an seine Untertanen richtet. Das ist in etwa das Bild, das wir im Kopf haben. Aber wenn wir Jesus anschauen, sehen wir, dass er das pure Gegenteil davon ist. Er sitzt nicht auf einem bequemen Thron, sondern hängt an einem Todeswerkzeug; der Gott, der „die Mächtigen vom Thron stürzt“ (vgl. Lk 1,52), wirkt als ein Knecht, der von den Mächtigen ans Kreuz gehängt wurde; nur mit Nägeln und Dornen geschmückt, von allem entblößt, aber reich an Liebe, lehrt er vom Thron des Kreuzes aus die Menge ohne Worte und ohne die Hand zu heben. Er tut mehr: Er zeigt auf niemanden mit dem Finger, sondern breitet seine Arme für alle aus. So zeigt sich unser König: mit offenen Armen […]. Nur wenn wir uns in seine Umarmung hineinbegeben, begreifen wir, dass Gott so weit gegangen ist, bis zum Paradox des Kreuzes, um wirklich alles von uns zu umarmen, auch das, was ihm am fernsten war: unseren Tod; er hat unseren Tod umarmt, unseren Schmerz, unsere Armut, unsere Zerbrechlichkeit und unser Elend. Und er hat all das umarmt. Er hat sich zum Knecht gemacht, damit sich jeder von uns als Sohn oder Tochter fühlen kann. (Papst Franziskus, Predigt in der Kathedrale von Asti, Christkönigssonntag, 20. November 2022) |